Stories

Auf dieser Seite finden Sie in unregelmäßigen Abständen Geschichten und Kolumnen aus dem goldenen Zeitalter des österreichischen Rallyesports: Den 1980er und 90er Jahren! Es ist der Versuch, alte Erinnerungen wieder aufleben zu lassen, vielleicht sogar mit dem Vergleich zum heutigen Rallyesport.

  Die MOTORSPORTLEKTÜREN der 1980er und 90er Jahre

Und es gab sie doch, die Rallye Zeitschriften mit ausführlichen Berichten und vielen Fotos und Nachrichten den Österreichischen Rallye Sport betreffend. Ich gebe zu, das ist schon ziemlich lange her. Damals, in den 1980er und auch noch 90er Jahren, wurde sogar noch relativ ausführlich von der Rallye ÖM in DEM Monatsmagazin schlechthin berichtet, der AutoRevue. Dank engagierten Redakteuren und schreibenden Journalisten war dies möglich. Seit Jahrzehnten kann man aber schon sagen, ist die Rallye ÖM kaum mehr eine Randnotiz.

In den 1980er und 90er Jahren wurden die Fans und Fahrer aber noch mit anderen Lektüren verwöhnt. War es zu Beginn der 80er Jahre der Rallye Almanach von Gunther BÖHS, so legte eine engagierte Truppe aus Journalisten und aktiven Fahrern, allen voran Ruben ZELTNER und Wolfgang BRODIL, das zu jeder Rallye neu erschienene „SIDEWAYS“ Magazin – gratis noch dazu! – bei den ÖM Läufen auf. Als Rückblick auf die vergangene Veranstaltung, und vielen News und Geschichten. Das war 1986, leider gab es keine Fortsetzung. Verständlich, ohne ausreichend finanzielle Unterstützung.

Löblich kann man erwähnen, dass ab 1988 dann das vierteljährliche „Rallye Spezial“ im Rahmen des 4×4 Magazines um Herausgeber Christian BÖHM käuflich erwerbbar war. Dank Rallye Insider Werner SCHNEIDER und tollen Fotografen war auch diese Zeitschrift, diesmal immerhin für 6 Jahre, unerlässlich für jeden Fan. Abgerundet wurden die Berichte aller ÖM Läufe, mit Hintergrundstories und Reportagen der Auslandsösterreicher in EM und WM.

Viele in der Szene kannten ihn, den Gottfried TREJTNAR aus dem Bezirk Baden bei Wien. In den 1970er Jahren selbst aktiver Rallyefahrer, und seine Geschichten von damals waren mehr als abenteuerlich. Nun, in den 1990er Jahren ein engagierter Journalist, der es mit Hilfe einiger Gönner im Herbst 1995 geschafft hatte, eine eigene Motorsport Zeitschrift für Österreich auf den Markt zu bringen. „Motorsport in Österreich – Österreicher im Motorsport“, der Titel.

Wer damals als Journalist tätig war, der weiß dass es unheimlich schwer war zu dieser Zeit, aktuell und umfangreich zu recherchieren. Leider war es ihm, zumindest in Österreich nicht vergönnt, das zweite Jahr finanziell zu überleben. Dank seiner ungarischen Frau, wechselte er mit seiner Zeitung ins östliche Nachbarland, und siehe da, dort war „Motorsport Magyarországon“ ein voller Erfolg! Die Hefte wurden ihm quasi aus der Hand gerissen. Leider ist Gottfried TREJTNAR im Dezember 2007 überraschend verstorben, sein Magazin wurde in Ungarn übrigens 2 x zur Zeitschrift des Jahres gekürt. Unvorstellbar in Österreich.

Erst 2003 gab es mit „Rally & more“ wieder eine adäquate Zeitschrift für den heimischen Motorsport, ein Magazin das es heute noch mit dem neuen Namen „VOLLGAS“ gibt. Und als Abonnent der ersten Stunde kann ich nur sagen, Chapeau für die Herausgeber und Mitarbeiter, dass es bereits seit 20 Jahren existiert! Keine Selbstverständlichkeit in Zeiten des World Wide Web, welches haptische Nachrichtenmagazine schon lange in den Hintergrund verdrängt hat.

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  Die KÄRNTEN Rallye

Der Rallyesport hat auch in Kärnten eine große Tradition, und das nicht nur im Lavanttal. Der September war in den 1980er Jahren die Zeit der KÄRNTEN Rallye, welche unter verschiedenen Namen bereits seit 1970 ausgetragen wurde.

Verantwortlich dafür war das 1. C.A.R. Team Ferlach, dessen Club Name allerdings nicht von der englischen Übersetzung des Autos her stammt, sondern original „1. Carinthian Amateur Racing Team Ferlach“ heißt. Mit der Karawanken Rallye in den 1970er Jahren bekannt geworden (erste Gesamtsieger 1970 W. & N. ISOPP auf Renault 8 Gordini), war es ab 1979 die Atrium Sauna Rallye, welche ein fixer Bestandteil der Rallye ÖM dieser Jahre wurde.

Ab 1986 stieg der Batteriehersteller VARTA als Hauptsponsor ein, und genau in jenem Jahr gab es, bei der nunmehr 17. Internationalen Kärntner VARTA Rallye mit Start und Ziel in Klagenfurt vor dem Lindwurm, und den legendären Sonderprüfungen am Ossiacher Tauern sowie den Königsprüfungen von Brückl nach Diex und dem Schaidasattel, den ersten und bislang auch einzigen Gesamtsieg eines Damenteams in Österreich. Und zwar durch Gabriele HUSAR mit Copilotin Elisabeth FEKONJA auf Porsche 911 SC.

Nur zwei Jahre später allerdings die letzte Ausgabe der VARTA Rallye, denn aufgrund des bekannten Motorsportverbotes im Bundesland Kärnten, konnte man zwar 1989 noch auf benachbarte Prüfungen im heutigen Slowenien ausweichen, danach aber waren alle Bemühungen um eine Wiederauflage auf Kärntner Gebiet vergebens. Einerseits aus Genehmigungsgründen, andererseits aber auch wegen des fehlendem Budget.

Franz WITTMANN war übrigens mit 7 Gesamtsiegen der König der Karawanken (erster Sieg bereits 1972 auf VW Käfer), vor Sepp HAIDER mit 5 Gesamtsiegen, sowie Klaus RUSSLING und Wolfram ISOPP mit jeweils 2 Gesamtsiegen.

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  Der ARBÖ RALLYE CUP

Wer kennt ihn noch, den ARBÖ Rallye Cup der 1980er Jahre. Zur Förderung des Rallyesportes in Österreich ausgeschrieben, wie es damals hieß, veranstaltet vom Auto-, Motor- und Radfahrerbund Österreichs. Ein Engagement, das man seit Jahrzehnten – muss man fast schon sagen – vermisst. Und auch die heutige Struktur der Rallye ÖM, gemeinsam mit der Austrian Rallye Challenge, ist alles andere als freundlich denjenigen gegenüber, die in den Rallyesport gerne reinschnuppern würden. Außerdem gab es damals die parallel ausgetragene Nachwuchsmeisterschaft zum Goldenen Band, welche dieselben Veranstaltungen plus die Badener Frühlingsfahrt umfasste.

Billig ist der Motorsport nicht, und war es auch nie, allerdings muss man dazu sagen, wenn man sich die Ausschreibung des ARBÖ Rallye Cup 1983 zu Gemüte führt, es gab acht Veranstaltungen auf nationaler Ebene, und Preise für die ersten 3 in der jeweiligen Klasse obendrein. Und zwar Warengutscheine im Wert von 10.000, 5.000 und 3.000 ATS. Ohne Einschreibegebühr wohlgemerkt.

1983 wurde der ARBÖ Rallye Cup als alleiniger Ausrichter (zuvor, 1982, der DUNLOP Rallye Cup des ARBÖ) ausgetragen. Acht nationale Rallyes zählten zum Cup, und zwar die Wienerwald Rallye, Flachgau Rallye, 300 Minuten Rallye in Weiz, Schwarzataler Nachtrallye, Oststeirische Ring Rallye, Mobil Nachtrallye Leoben, Karawanken Rallye und die Ennstal Rallye.

Die Abläufe dieser Rallyes waren teilweise sehr einfach, als Beispiel die FLACHGAU Rallye 1983. Letzter Nennschluss war der Mittwoch vor der Rallye. Am Veranstaltungstag selber, dem Samstag, gab es von 8 – 11 Uhr die Abnahme, danach Streckenbesichtigung und ab dem späten Nachmittag insgesamt 8 Sonderprüfungen (3 verschiedene) über 39 Kilometer. Die kürzeste über 3,3 Kilometer, die längste über 6,5 Kilometer. Siegerehrung am Sonntag im Rahmen eines Laufes zum Salzburger Slalomcup. Das Reuegeld, wie es damals hieß, betrug bis zum ersten Nennschluss (7 Tage vor der Veranstaltung) ATS 500,–, danach ATS 750,–. Es gab 37 Starter bei der Flachgau Rallye 1983.

Ein Schema, das heute leider seinesgleichen sucht, und deshalb auch dem Rallyenachwuchs kein Sprungbrett mehr gegeben ist, um zu erfahren, ob man überhaupt talentiert genug oder berufen ist, oder einfach den Spaß daran hat, um in eine nächsthöhere Klasse, heißt Meisterschaft ARC oder ORM mit natürlich deutlich höherem finanziellen Aufwand aufzusteigen. Aber dies ist eine andere Geschichte, welcher in der aktuellen Rallyeszene niemand gewillt ist in Angriff zu nehmen. Und sich dann aber auch nicht wundern darf, wenn potenzielle neue Starter für beide Meisterschaften so gut wie ausbleiben.

Sieger des ARBÖ Rallye Cup 1983, in der Klasse über 1.600ccm waren Rudolf LÄNGAUGER / Guido KIESSELBACH auf Opel Ascona, in der Klasse bis 1.600ccm Eddy SCHLAGER / Günter TAZREITER auf VW Golf (gleichzeitig Gesamtsieger da punktebester Fahrer), und in der Klasse bis 1.300ccm Peter GRÜNHUT / Albert SCHWARZ auf Simca Rallye 2.

Mit Saisonende 1986, war auch der ARBÖ Rallye Cup wieder Geschichte. Zwar gab es für 1987 noch eine Ausschreibung, allerdings nur mehr vier Veranstaltungen im Rahmen der ÖM und der Cup wurde still und leise zu Grabe getragen. Immerhin aber wurde bis dahin dem Nachwuchs eine Plattform geschaffen, um nicht nur kostengünstig, sondern auch überschaubar dem Rallyesport nachzugehen.

Sieger DUNLOP Rallye Cup 1982:
Klasse bis 1.300ccm: Norbert JANDA / Andreas MITTERMANN (Fiat)
Klasse bis 1.600ccm: Fritz WALDHERR / Wolfgang SCHELNAST (Renault 5 Alpine)
Klasse über 1.600ccm: Leo WALDHERR / WATZEK (Fiat 131)

ARBÖ Rallye Cup Sieger 1983:
Klasse bis 1.300ccm: Peter GRÜNHUT / Albert SCHWARZ (Simca Rallye 2)
Klasse bis 1.600ccm: Eddy SCHLAGER / Günter TAZREITER (VW Golf GTi) – Gesamtsieger ARBÖ Rallye Cup 1983
Klasse über 1.600ccm: Rudolf LÄNGAUER / Guido KIESSELBACH (Opel Ascona)

ARBÖ Rallye Cup Sieger 1984:
Klasse bis 1.300ccm: Hubert GRILL / Günther SEEBACHER (Renault 5 TS)
Klasse bis 1.600ccm: Franz AIGNER / Werner MUSIL (VW Golf) – Gesamtsieger ARBÖ Rallye Cup 1984
Klasse über 1.600ccm: Christian KONRAD / Ernst ROHRINGER (Opel Kadett GT/E)

ARBÖ Rallye Cup Sieger 1985:
Klasse bis 1.300ccm: Andreas DIETRICH / Harald STROBL (Talbot Samba Rallye)
Klasse bis 1.600ccm: Günther ZIESLER / Renate POLLY (Peugeot 205 GTi)
Klasse über 1.600ccm: Andreas KARASEK / Friedrich SCHWEIGHOFER (Opel Manta 200)

ARBÖ Rallye Cup Sieger 1986:
Klasse bis 1.300ccm: Andreas DIETRICH / Harald STROBL (Talbot Samba Rallye)
Klasse bis 1.600ccm: Eddy SCHLAGER / Gabriele WÜRTH (VW Golf GTi)
Klasse über 1.600ccm:

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  ZUKUNFT DES RALLYESPORT?       Eine Kolumne von Werner Riedl

Der Rallyesport hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend geändert. Auch in Österreich. Nicht nur auf technischer Seite, sondern auch im Ablauf der Veranstaltungen. Während heute die Rallyes quasi nach einem gewissen Schema „X“ ablaufen, 2 oder 3 SP`s, dann Regrouping mit permanentem Servicepark, elendslange Pausen, keine Nachtsonderprüfungen, maximal 150 SP Kilometer, möglichst kurze Verbindungsetappen und das Rallyezentrum meist auf seelenlosen Parkplätzen oder aufgelassenen Festwiesen, fernab von Stadtzentren, waren die Rallyes früher noch mittendrin, in der Zivilisation sozusagen. So verkriechen sie sich heute in Ecken um ja keine Misstöne zu erzeugen.

Start- und Ziel auf Hauptplätzen wie in Waidhofen/Thaya, Heidenreichstein, Wolfsberg, Liezen, Aspang, Bad Hofgastein und Klagenfurt, sogar vor dem Lindwurm, um nur einige zu nennen, und die früher populären Ortsdurchfahrten bei Sonderprüfungen kann man heute auch an einer Hand abzählen. Bewohntes Gebiet wird ebenfalls gemieden. Unvergessen der Grazer Rundkurs 2001 als Auftaktprüfung für die Wechselland Rallye, der den Stengg‘ s sicher einige graue Haare mehr beschert hatte. Es ist ein Weg, den die Veranstalter in den letzten 20-30 Jahren einschlagen mussten, um überhaupt überleben zu können. Sprich eine Genehmigung zu erhalten. Dazu fehlt das Budget, Sponsoren sehen keinen Sinn mehr, 6-stellige Beträge ohne Gegenwert (Mediale Anerkennung in Print und TV) zu investieren. An allen Ecken und Enden musste der Sparstift angesetzt werden, wobei im Gegensatz dazu die Einsatzkosten von Rallyefahrzeugen in die Höhe schossen. Eine ÖM Rallye mit einem siegfähigen Fahrzeug kostet – gemietet – bald schon das Jahresgehalt des Durchschnittsösterreichers.

Wenn man die Rallye Weltmeisterschaft nimmt, so gab es in den 1980er Jahren mit Monte Carlo, Schweden, Korsika, Finnland, Portugal, Safari, San Remo oder RAC Veranstaltungen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, auch vom Ablauf her. Und es gab keinen Fahrer, der bei all diesen Rallyes gewinnen hätte können. Korsika den Franzosen, Finnland den Skandinaviern, RAC meist mit britischem Co (Besichtigungsverbot wer sich noch erinnern kann) und für die Safari gab es ohnehin eigene Spezialisten und Hersteller. Und die Millionen Fans in Portugal oder Italien waren auch eine eigene Herausforderung. Heute? Einem Ogier, Tänak, Neuville, Evans könnte man zutrauen alle diese Rallyes soferne es sie noch gibt zu gewinnen. Wenn denn die Startreihenfolge nach deren Geschmack ist. Auch ein Kriterium der Neuzeit. Die Rallyes? Zum Verwechseln ähnlich.

Legendär die Zwangsrasten in Siena oder Pisa bei der San Remo Rallye, wo die Menschen, welche zuvor vielleicht noch nie etwas von Rallye gehört haben sich für den Sport begonnen haben zu interessieren. OK, Italien ist ein schlechtes Beispiel, da war der Rallyesport eine eigene Religion. Auch bei uns könnten solche Zwangsrasten an prominenten Plätzen durchaus nicht wenigen Menschen den Sport näher bringen. Auch das früher obligatorische Parc Ferme VOR der Startrampe lockte immer sehr viele unbeteiligte Menschen an, mit der nicht selten gestellten Frage, was denn da los sei und wo die bunten Autos denn fahren. Der Fan von heute fährt dank Internet direkt zu SP 1. Programmhefte braucht man nicht mehr, alles Online.

Natürlich nicht ganz so ausgeprägt wie in der WM, aufgrund der Topographie, war die Situation in Österreich. Jedoch kann man durchaus sagen, dass eine Semperit Rallye und eine Lavanttal oder Jänner Rallye der 1980er Jahre durchaus schon mal drei grundlegend verschiedene Charakter hatten. Als Beispiel die Lavanttaler Mitternachts Rallye 1985, die dieser Tage vor bereits 36 Jahren zur Austragung gekommen ist. Meist also Ende März oder Anfang April, und damit zur Schneeschmelze in den Bergen. Eine spezielle Veranstaltung, abgesehen vom Zeitplan. Als dritter Lauf zur Staatsmeisterschaft in jenem Jahr, insgesamt standen 24 Sonderprüfungen (12 verschiedene!) über rund 280 Kilometer auf dem Programm. Die Hälfte davon auf losem Untergrund. Die längste Prüfung war 21 Kilometer (der heute noch bekannte Theklagraben), die kürzeste Prüfung jene am Stadtrand von Wolfsberg als Auftaktprüfung über 4 Kilometer. Die einzige Prüfung übrigens mit 100% Asphalt. Gesamtlänge der Veranstaltung: 588 Kilometer.

Gestartet wurde im Stadtzentrum von Wolfsberg, am Samstag um 13 Uhr, danach standen 16 Sonderprüfungen am Programm. Ohne Regrouping, ohne Servicepausen, bis zur letzten Prüfung dieser Sektion, die um 22 Uhr gestartet wurde. Von 23 Uhr bis Mitternacht gab es eine Stunde Zwangsrast in Wolfsberg, ehe die letzten 8 Sonderprüfungen bis ins Ziel um 6:30, wieder in Wolfsberg in Angriff genommen wurden. Wobei die zwei Königsprüfungen, der Theklagraben und Gräbern (19 km) als Abschluss je 2 x in den frühen Morgenstunden gefahren werden mussten. Die Rallye selbst wurde vom späteren Staatsmeister Wilfried WIEDNER im Audi Quattro A2 dominiert, mit Bestzeiten auf allen 24 Sonderprüfungen. Allerdings auch mangels Konkurrenz, denn der zweitplatzierte Franz WITTMANN fuhr in diesem Jahr einen Werks VW Golf GTi in der Rallye WM und ausgesuchte Läufe zur ÖM. Platz 3 ging damals an das wohl extremste Rallyefahrzeug jener Zeit, dem Lancia rally 037 des Kärntners Heinz KLAUSNER, eine Ohren- und Augenweide sozusagen. PS: Das Nenngeld betrug damals, mit Veranstalterwerbung zum ersten Nennschluss (4 Wochen vor Veranstaltungsbeginn), ATS 2.500,–! Es ist jedem selber überlassen, dies in Relation zur heutigen Zeit zu rechnen.

Es war eine Zeit, in der man die Fahrzeuge und auch die Fahrer von weitem am Sound erkennen konnte, während es heute, trotz guter Markenvielfalt, nahezu unmöglich ist, die verschiedenen Hersteller voneinander zu unterscheiden. Weder vom Sound, bald auch nicht mehr vom Aussehen. Es waren damals Fahrzeuge – vor allem natürlich dann in der Gruppe A Ära – die man selbst gerne in der eigenen Garage gehabt hätte. Und auch konnte. Genau DIESE Fahrzeuge, als Serienmodell: Lancia Delta HF Integrale, Toyota Celica GT-4, Audi Quattro, Ford Sierra RS Cosworth und wie sie alle hießen. Heute heißbegehrte Kultfahrzeuge. Im Gegensatz dazu: Yaris, Polo, i20, Fiesta? Es war eine Zeit, die es HEUTE nicht mehr geben KANN in dieser Art, da sich einfach das Leben grundsätzlich geändert hat. Mit all den Rahmenbedingungen wie Umweltbewusstsein und natürlich Technik, und auch die Schotterstraßen gibt es zum Großteil gar nicht mehr, wenn man ins Detail gehen will. Und bewohntes Gebiet? Wenig Chancen da sich Anrainer sehr schnell in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt fühlen, was aber auch ihr gutes Recht ist. Früher hatte man das Gefühl, die Leute freuen sich wenn DIE Rallye, einmal im Jahr, an ihrer Haustüre vorbeizieht. Schäden an Straßen oder Zäunen lassen sich die Besitzer und Gemeinden heute von den Veranstaltern fürstlich entlohnen. Vor 28 Jahren zum Beispiel stellte ein Waldbesitzer im Waldviertel nach einem Unfall dem (prominenten) Team, trotz heftiger Baumschäden, gerade einmal eine Rechnung über umgerechnet 300 Euro aus. Heute würde das 10-fache nicht reichen.

Auch die Rallye WM hat den Charme der 1980er und 90er Jahre längst verloren. Ein Blick auf den Livestream der Monte Carlo Rallye 2020, also VOR Corona hat genügt: Col de Turini, 2020 ein Armutszeugnis für den Rallyesport. Man konnte fast glauben, am letzten Tag – früher die Nacht der langen Messer – wäre wie zu Corona Zeiten Zuschauerverbot. Nicht nur am Turini, auch auf der folgenden Prüfung dieser Schlussetappe. Dazu knapp mehr als ein halbes Dutzend Fahrzeuge der höchsten Kategorie, wobei sich diese sowohl fast im Aussehen, aber zu 100% im Sound und auch von der Linienwahl her wie ein Ei dem anderen gleichen. Am Ende entscheiden 1/10 Sekunden um den Sieg (was der Spannung aber grundsätzlich gut tut), die Technik unbesiegbar, und dass ausgefallene Teams am nächsten Tag wieder antreten können, zeugt eigentlich nur wie dünn das Fahrerfeld an der Spitze ist dass man diese Fahrer im Klassement noch braucht.

Man darf aber natürlich eines nicht außer Acht lassen. Die heutige Generation an Aktiven und Fans, sind in einem komplett anderen Umfeld aufgewachsen. Sie haben nie den Sound der Gruppe B oder frühen Gruppe A live miterlebt, nie die Emotionen die es an den Rallyestrecken – damals – noch gab. An den Servicepunkten die frei gewählt mit knappen Zeitlimits irgendwo in einer Ortschaft am Straßenrand passiert sind. Die nicht selten gestressten Fahrer erlebt. Das kann man ihnen natürlich nicht zum Vorwurf machen, wenn es heute am Simulator bei Online Challenges zum ersten Kontakt mit dem Rallyesport kommt.

Eines aber ist unverändert: Der Rallyesport ist Motorsport zum Anfassen. Ganz im Gegensatz zur Rundstrecke. Nur, wenn niemand mehr da ist der ihn anfassen will? Und da ist nicht zwingend der Fan damit gemeint …

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  ALPE ADRIA RALLYE CUP

Nachdem es in den 1980er Jahren vor allem für Privatfahrer relativ schwer war, sich an internationalen Meisterschaften erfolgreich zu etablieren, wurde 1981 speziell für Fahrer in der Alpenregion, der ALPE-ADRIA Rallye Cup ins Leben gerufen. Darüber hinaus wurde ein ordentliches Preisgeld ausgelobt, immerhin erhielt alleine der Gesamtsieger ATS 25.000,–, sowie eine Cartier Uhr für den Klassensieg. Insgesamt standen ATS 200.000,– an Preisgeld zur Verfügung. Eine Eintragungsgebühr gab es nicht, man wurde gewertet sofern man bei zumindest drei Veranstaltungen, davon eine im Ausland teilgenommen hatte. Später an 5 gestartet, davon 3 im Ausland.

Sechs bis acht teils hochkarätige Veranstaltungen in Österreich, Italien, Ex-Jugoslawien und der damaligen Tschechoslowakei wurden für den Cup gewertet, die ersten Gesamtsieger waren die Italiener Franco CECCATO mit Beifahrer Massimo DE ANTONI auf Fiat 131 Abarth der Scuderia 4 Rombi Corse.

In den 10 Jahren des (alten) ALPE-ADRIA Rallye Cups zählte die Kärnten Rallye (zunächst als Atrium Sauna, dann Kärnten und VARTA Rallye) gleich 9 x zum AARC, gefolgt von der INA Delta Rallye in Zagreb und der SATURNUS Rallye in Ljubljana mit je 6 Wertungen. Aber auch andere hochkarätige Veranstaltungen zählten im Laufe der Jahre zum Cup: Die JÄNNER Rallye in Österreich (1982), die BARUM Rallye (1981 bis 1983), die SEMPERIT Rallye (1982), die Rallye MILLE MIGLIA (1985) die SAN MARINO Rallye sowie die Rallye PIANCAVALLO in Italien (jeweils 1988 & 1989).

Von den Nationen waren die Italiener die erfolgreichsten Teilnehmer. Denn nach Franco CECCATO, sicherte sich 1984 Fabrizio COLOMBINI auf Opel Ascona 400 den Titel, sowie zweimal in Folge, 1985 und 1986 dessen Landsmann Graziano QUARTESAN auf Porsche 911. Auch ein Österreicher konnte den ALPE ADRIA Rallye Cup gewinnen, und zwar Gerhard KALNAY mit Copilot Ferdinand HINTERLEITNER auf Opel Ascona 400 in seinem Meisterjahr 1982. Der letzte Gesamtsieg ging aber an eine Dame, und zwar an die schnelle Slowenin Romana ZRNEC mit Beifahrerin Zdenka DOLGOS auf Renault 5 GT Turbo, im Jahr 1989.

Zwar wurde der AARC für 1990 nochmals ausgeschrieben, allerdings wurde dieser auch aufgrund der endgültigen Absage der VARTA Rallye im September, und fehlendem Interesse anderer Veranstalter offiziell nicht mehr abgeschlossen. Die weiteren Gesamtsieger: 1983 Branislav KÜZMIC (SLO) auf Renault 5 Turbo, 1987 Helmut BANNERT (D) auf Opel Ascona 400, und 1988 Silvan LULIK (SLO) auf B.M.W. M3.

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  DIE SALZBURG RALLYE 1984

Als Nachfolgeveranstaltung der Nationalen FLACHGAU Rallye, welche bis 1983 im dortigen, nördlichsten Teil des Bundeslandes Salzburg gefahren wurde (Sieger 1983: Sepperl POINTINGER mit Co SCHWELLER im Ex-Fritz Heisler Ford Escort RS), hätte die 1984 erstmals ausgetragene SALZBURG Rallye, nun im südlichen Pongau mit Start und Ziel in Bad Hofgastein durchaus ein fixer Bestandteil der heimischen Rallyemeisterschaft dieser Jahre werden können. Aus verschiedenen Gründen gab es allerdings nur zwei Auflagen, ehe der veranstaltende MSC-Flachgau unter der Führung von Simon Klausner w.o. geben musste.

1984 also die Erstauflage, und in der Staatsmeisterschaft gab es in diesem Jahr bis dahin einen Dreikampf der Audi Quattro. Zwischen Titelverteidiger Franz WITTMANN mit Co Dr. Kurt NESTINGER, seinem Herausforderer Wilfried WIEDNER mit Beifahrer Franz ZEHETNER, sowie Franz WURZ mit Co Hans GEIST. Favorit im Salzburgerland war jedoch Lokalmatador Sepp HAIDER mit Ferdinand HINTERLEITNER im Opel Manta 400, dem vom Opel Händler Team Österreich unterstützt, alleine für diese Rallye eine Viertelmillion Schilling, Ersatzmotor und Dutzende Reifen zur Verfügung standen.

Es war ein Sekundenkampf an der Spitze, Wilfried WIEDNER vor Sepp HAIDER und Franz WITTMANN, ehe dem Salzburger im Opel Manta 400 ausgerechnet auf der Königsprüfung am Hochkönig ein Reifenschaden ereilte, ein Zeitverlust den Sepp HAIDER nicht mehr aufzuholen vermochte. Am Ende gab es für ihn Gesamtrang 3, mit rund 3 1/2 Minuten Rückstand. Bis zur 14. von 18 Sonderprüfungen konnte Wilfried WIEDNER die Gesamtführung verteidigen, dann aber machte Franz WITTMANN noch einmal Druck, am Ende entschieden 4 Sekunden zugunsten des späteren Staatsmeisters Franz WITTMANN. In jedem Fall aber war es eine gelungene Premiere der Int. SALZBURG Rallye in der Staatsmeisterschaft.

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  DER PEUGEOT RALLYE CUP 1985 bis 1987

Es ist schade, dass sich in Österreich kaum ein Importeur für den heimischen Motorsport, im speziellen dem Rallyesport mehr einsetzt. Und es muss nicht zwingend der Einsatz eines Spitzenteams sein, das unterstützt wird. So etwas hatten wir schon, zwar zur Freude der Fans im Jahr 2000 als Beispiel, dennoch waren diese finanziellen Aufwendungen damals gleichzeitig auch der Todesstoß für die weiteren Jahre. Verbrannte Erde könnte man auch sagen.

Zumindest in den letzten 15 Jahren haben sich sowohl Suzuki, als auch Opel löblicherweise mit eigenen Rallye Cups einen Namen gemacht. Schon viel früher, nämlich in den Jahren 1985 und 1986 war dies PEUGEOT, welche damals den 205 GTi Rallye Cup nicht ausschließlich zur Talenteförderung, sondern auch zum eigenen Interesse eingeführt hatten. Gemeinsam mit den Firmen MICHELIN und SHELL wurden serienmäßige Peugeot 205 GTi mit 1,6 Liter Hubraum aufgebaut, die natürlich unverändert bleiben mussten um damit eine Chancengleichheit unter den Teilnehmern zu gewährleisten. Selbst Doppelweltmeister Walter RÖHRL hat seinerzeit gesagt: „Die einzige Chance für einen Jungen ist ein Seriencup. Hier kann er sich mit wenig Aufwand in den Vordergrund schieben, Teamchefs, Medien und Sponsoren auf sich aufmerksam machen.“

Für den Gesamtsieger, der im Rahmen der Rallye ÖM ausgefahren wurde, war eine Prämie von nicht weniger als ATS 50.000,– ausgeschrieben, für Platz 2 ATS 30.000,– und Rang 3 ATS 20.000,–. Bis Platz 10 der Jahresendwertung gab es Preisgeld, außerdem Rabatte beim Ersatzteile- und Autokauf von bis zu 20%. Nicht weniger als 10 Teams haben sich im ersten Jahr eingeschrieben, dazu setzte Peugeot Talbot ein Gruppe A Fahrzeug für Ex-Staatsmeister Georg FISCHER in der Meisterschaft ein. Dominator des Jahres war Günther ZIESLER. Gemeinsam mit Renate POLLY am Beifahrersitz gewann der Steirer nicht weniger als sechs Läufe zum Cup, und damit die Gesamtwertung vor dem Tiroler Alfons NOTHDURFTER, sowie Manfred KAMMERER.

Während Günther ZIESLER im Jahr 1986 als Belohnung den Gruppe A Peugeot von Georg FISCHER übernahm, und mit Gesamtrang 2 hinter Raimund BAUMSCHLAGER bei der Sprint Rallye für den persönlichen Höhepunkt sorgte, wurde der Peugeot 205 GTi Rallye Cup 1986 erst beim Finale, der SEMPERIT Rallye entschieden. Nach seinem späten Einstieg in den Cup erst zur Ring Rallye im August, sicherte sich der Weizer Gerhard HOLPER mit Co Hubert OTT, mit vier Cup Siegen auch den Titel. Vor Alois KERN und Manfred KAMMERER, beide vergaben ihre Titelchancen jedoch durch Ausfälle beim Finale.

Peugeot Talbot Sport schrieb in diesem Jahr, 1986, allerdings noch eine weitere Geschichte, denn mit Fahrer Fritz WALDHERR brachte man auch einen Gruppe B Peugeot 205 T16 in Österreich an den Start. Es war eines von nur zwei Exemplaren welche nach Österreich importiert wurden. Fritz WALDHERR mit Beifahrer Leopold SPILLER gelang dabei schon bei der Premiere, der ARBÖ Rallye ein vielbeachteter 5. Gesamtrang. Einen möglichen Gesamtsieg bei der Kärntner VARTA Rallye 1986 vereitelte schließlich ein Turboschaden kurz vor dem Ziel. Durch das Ende der Gruppe B zum Jahresende kam es zu keinen weiteren Einsätzen dieses Fahrzeuges.

1987 war dann das letzte Jahr des Peugeot Rallye Cup, den sich der Tiroler Alfons NOTHDURFTER mit seinem Salzburger Co Wolfgang TAUDES mit vier Siegen recht deutlich sicherte, vor Erich SCHRIMPF und Gerhard FREUDENTHALER. In der Gruppe A wurden sowohl Gerhard HOLPER im 1,6 Liter Modell, sowie Günther ZIESLER im neuen leistungsstärkeren Gruppe N mit 1,9 Liter Hubraum unterstützt. Bis zur VARTA Rallye in Kärnten, wo Günther ZIESLER wegen Ungereimtheiten aus der Wertung genommen und auch alle Punkte der Saison aberkannt wurden. Es war gleichzeitig auch das Karriereende des Steirers. Seinen Platz für die beiden letzten Rallyes der Saison übernahm Ex-Staatsmeister Gerhard KALNAY mit Beifahrer Günter TAZREITER, die mit Gesamtrang 10 bei der Steiermark, und Platz 11 bei der stark besetzten Semperit Rallye noch für ein versöhnliches Ende in der Peugeot Mannschaft sorgten.

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  DIE PYHRN EISENWURZEN RALLYE

Auch wenn es in den 1980er Jahren lediglich fünf Ausgaben der PYHRN EISENWURZEN Rallye gegeben hat, so war die Veranstaltung in dieser Zeit aus der Österreichischen Meisterschaft nicht wegzudenken. Genauer gesagt könnte man diese Rallye auch in drei Epochen einteilen. Epoche 1 unter dem Namen „LAURIACUM Rallye“, von 1978 bis 1979 jeweils im Herbst vom RRTA-Enns veranstaltet, gestartet in Schladming in der Steiermark, das Ziel nach rund 200 Sonderprüfungskilometern (Gesamt 600 km) in Enns in Oberösterreich. Letzter Sieger damals, Franz WITTMANN mit Dr. Kurt NESTINGER auf Porsche 911 SC.

Die Epoche 2 war dann wohl die prägendste Zeit, von 1982 bis 1986, nun mit Kirchdorf an der Krems als Mittelpunkt, und den unverwechselbaren Sonderprüfungen von Oberschlierbach, Molln oder Leonstein. Franz WITTMANN konnte 1982 als Sieger an seinen Erfolg von 1979 anknüpfen, ebenso in seinem Meisterjahr 1983, ehe sein Markenkollege Wilfried WIEDNER (Sieger übrigens bei der ersten Ausgabe der LAURIACUM Rallye 1978 mit Co Alois FELSER auf Lancia Beta Montecarlo) von 1984 bis 1986 dominierte. Lediglich 1985 schmiss der Tiroler seinen Quattro überlegen in Führung liegend weg, damit feierte Lokalmatador Alois PFEIFER mit Beifahrer Hubert STADLER auf Opel Manta 400 seinen einzigen Gesamtsieg bei einem Lauf zur heimischen Meisterschaft.

Genehmigungsprobleme im Jahr 1986 zwangen den Veranstalter, einen Großteil der Sonderprüfungen ins benachbarte Niederösterreich, in den Bezirk Waidhofen an der Ybbs zu verlegen. Danach war aber trotz aller Bemühungen, die Rallye unter anderem Namen dort weiterzuführen, Schluss. Wie auch für einige andere Rallyes in jenem Jahr, die ebenfalls letztmalig ausgetragen wurden: Die Jänner Rallye zum Beispiel, wie auch die Oststeirische Ring Rallye, ARBÖ Rallye oder die Sprint Rallye in Zeltweg.

Einen Neustart gab es erst 1996, unter dem Engagement der Brüder SPERRER, wo die Rallye 2007 unter dem Namen „OSTARRICHI“ Rallye endgültig zu Grabe getragen wurde. Immerhin schaffte man es noch als Lauf zur Historischen Europameisterschaft, mit Start in der Bundeshauptstadt Linz, und Prüfungen in der Region von Bad Hall.

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